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Aus für F23.wir.Fabriken!?

Bei der Wiener SPÖ-Klubklausur im März 2016 präsentierte Kulturstadtrat Mailath-Pokorny gemeinsam mit Bezirksvorsteher Gerald Bischof „F23.wir.Fabriken“ als neue Initiative, als kulturelles, kommunikatives und soziales Zentrum im Herzen von Liesing auf dem historischem Areal der ehemaligen Atzgersdorfer Sargfabrik (Breitenfurter Straße 176). Im Juni 2017 hieß es in einer Aussendung des SPÖ Klubs noch: Auch im Bereich der Kunst und Kultur werde es unter dem Namen „F23“ ein Kulturzentrum geben, das hochrangige Spielstücke kredenzt. Die schon lange beschworene Umsetzung von mehr Kultur in den Außenbezirken Wiens schien endlich in Form eines politisch gewollten dezentralen Kulturzentrums F23, das sich bereits gut etabliert hatte, Wirklichkeit zu werden. Zahlreiche Bauträger, die in Nähe des Spots bauen, warben bereits mit dem versprochenen Kulturzentrum ums Eck.

Im Juni 2017 schrieb der Wohnfonds Wien für die ehemalige Atzgersdorfer Sargfabrik ein Interessent*innenauswahlverfahren aus. Gesucht wurde eine Nutzer*in „mit einem geeigneten, eigenständig ausgearbeiteten kulturellen und/oder gewerblichen Nutzungskonzept“.

Erich Sperger reichte ein Konzept für das F23 ein. Doch der Wohnfond Wien, der Wohnbaustadtrat Michael Ludwig unterstellt ist, vergibt lieber das gesamte Areal an die finanzkräftige Immobiliengruppe Soravia. Von der Stadt als Bauherrenkonzept hochgepriesen erhielt die Sovaria schon nach dem Brand der Sofiensäle 2001 den Zuschlag zu deren Sanierung – schon damals unter der Ägide von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Das Gebäude in der Marxergasse ist mittlerweile verkauft. Die auch damals von der Stadt Wien als Auflage geforderte kulturelle Nutzung der Säle beschränkt sich heute auf Vermietungen für Hochzeits- bzw. Tanzveranstaltungen.

Die IG Kultur Wien kritisiert daher vehement die Vergabe der ehemaligen Sargfabrik, Breitenfurter Straße 176 an Soravia durch die verantwortlichen Politiker Michael Ludwig und Andreas Mailath-Pokorny. Es ist inakzeptabel, dass gegebene Versprechen zur Weiternutzung des Areals an die Betreiber des F23 gebrochen wurden. Die einmalige Chance, ein niederschwelliges Kulturzentrum, wie es das Konzept von F23.wir.Fabriken vorgesehen hatte, umzusetzen und damit langfristig einen soziokulturellen Mehrwert zu schaffen, wurde vergeben.

Man bekommt den Eindruck, kulturelle Bespielungen für Zwischennutzung sind von Seiten der Politik immer gern willkommen. Wenn es aber darum geht, ein dezentrales Kulturzentrum langfristig zu installieren, dann bekommen Bauträger den Zuschlag. Wer glaubt, damit Geld zu sparen, irrt. Zu erwarten, dass Immobilienentwicklungsfirmen leistbare kulturelle Nutzung ermöglichen, ist naiv. Von diesem Verkauf profitieren Immobilienträger, nicht aber die Menschen, die dort leben. Es braucht dringend Visionen für die Zukunft, die nicht allein dem Diktat des Profits einer unternehmerischen Stadt verpflichtet sind. Wer niederschwellige, dezentrale Kulturarbeit will, muss sie auch ermöglichen. Dafür braucht es von Stadtseite Investitionen und Mut.

Links:

OTS der SPÖ Wien vom 11. März 2016
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160311_OTS0076/sp-klubklausur-mailathbischofgaal-mehr-power-in-die-software-der-gesellschaft

OTS der SPÖ Wien vom 27. Juni 2017:
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20170627_OTS0180/wr-rechnungsabschluss-waltraud-karner-kremser-spoe-zu-wien-liesing-so-muss-wohnbauoffensive

Kurier-Artikel über Sophiensälengeschäft von Soravia vom 22.8.2014: „Das Zwei-Millionen-Euro-Pech“
https://kurier.at/chronik/wien/das-zwei-millionen-euro-pech/81.410.787

„Mein Bezirk“ vom11.05.2015: „Von Sargfabrik zum Kulturzentrum F23“
https://www.meinbezirk.at/liesing/lokales/von-sargfabrik-zum-kulturzentrum-f23-d1339444.html

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