Club- und Nachtkultur im Fokus: neue Studie und der Ruf nach Beratungsausbau
Es kommt Bewegung in die Diskussion rund um eine neue Anlaufstelle für Veranstalter*innen und Location-Betreiber*innen des Wiener Nachtlebens. Am Dienstag wurde ein Forschungsbericht zur Wiener Clubkultur präsentiert und auch die Politik befasst sich immer mehr mit den Problemen der Clubszene und diesbezüglichen Lösungsansätzen.
Nachdem die IG Kultur Wien bereits seit 2 Jahren für den Ausbau ihrer Service- und Beratungsleistungen für Veranstalter_innen und Kulturräume lobbyiert und mit der Erweiterung der (in Arbeit befindlichen) Broschüre "Kultur veranstalten in Wien" bereits erste Schritte setzen konnte, nahm der Prozess mit einer Szenevernetzung namens "IG Fort" bereits Anfang des Jahres neue Fahrt auf. Durch die kürzlich veröffentlichte Studie zu Clubkultur in Wien wurde zusätzlich eine breitere Debatte losgetreten, welche die Befürchtungen eines stark nachtwirtschaftlichen Fokus allerdings auch wieder aufflammen lässt.
IG Kultur Wien Vorstandsmitglied Walter Gössinger betont: "Die freie Kulturszene ist der Nährboden für kulturelle Entwicklungen in Wien, wird von behördlichen Auflagen oder bspw. Lärmbeschwerden durch mangelnde Ressourcenausstattung gleichzeitig allerdings ungleich härter getroffen. Deshalb braucht eine angedachte Service- und Beratungsstelle einen klaren Kulturfokus und darf sich nicht in allgemeinen, nachtwirtschaftlichen Aspekten verlieren."
Die Beratungserfahrungen des Kulturinfoservice haben gezeigt, dass niederschwelliger und kostenloser Zugang zu Informationen vor allem für Akteur*innen der freien Szene essentiell ist. Auch die Forderungen der "IG Fort" beschreiben das Bedürfnis nach vertrauensvoller Beratung bei rechtlichen Fragen sowie mehr Einbindung bei gesetzlichen oder finanziellen Belangen (Stichwort Förderungen). Es sind vor allem Vereine, Off-Locations und lose Kollektive oder Netzwerke, die Wiens Clubkultur in den letzten Jahren so divers belebt haben und genau jene brauchen Unterstützung zur nachhaltigen Realisierung ihrer Projekte. Das Beispiel des Kölner Lärmschutzfonds zeigt, wie sowohl freie als auch kommerzielle Akteur*innen gleichermaßen gefördert werden können. Eine Schnittstelle im Bereich Clubkultur sollte den primären Fokus aber auf das kulturelle Schaffen abseits wirtschaftlicher Interessen legen, frei nach dem Motto "eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied". Wird die subkulturelle Basis Wiens gestützt, werden Professionalisierungen und Vereinfachungen in der Praxis alle Betroffenen erreichen.
Die IG Kultur Wien begrüßt die von der Stadt Wien gesetzten Veränderungen des letzten Jahres im Bereich Musikförderung und bei der Reform des Veranstaltungsgesetzes. Zugleich hoffen wir auf den weiteren Ausbau von Kompetenzen des Kulturinfoservice mit Fokus auf Clubkultur und entsprechende Beratungsleistungen, um die dringend notwendige Unterstützung der freien Szene in jener Sparte zu verstärken.
Der Forschungsbericht zum Nachlesen:https://stfndw.com/wp-content/uploads/2019/10/Forschungsbericht-Clubkultur-Wien-2019-Stefan-Niederwieser-Yasmin-Vihaus.pdf
Foto: Christopher Glanzl
