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Kunst statt Kommerz: Mahnmal am Flakturm muss erhalten bleiben

Das 1991 vom New Yorker Künstler Lawrence Weiner am Flakturm im Esterházypark (1060 Wien) realisierte Mahnmal gegen Krieg und Faschismus „Zerschmettert in Stücke (im Frieden der Nacht)/Smashed to pieces (in the still of the night)“ soll aus dem Stadtbild Wiens verschwinden – wenn es nach dem derzeitigen Eigentümer des Flakturms, dem „Haus des Meeres“ geht. Die Stadt Wien, die das Kunstwerk eigentlich erhalten muss, blieb bis jetzt Lösungen schuldig.

*** UPDATE: Petition an Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig: „Das Faschismus-Mahnmal am Flakturm muss bleiben!“ auf mein.aufstehn.at. ***


Der Flakturm in Wien Mariahilf wurde 2015 privatisiert. Für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro wurde er zusammen mit dem Park von der Stadt Wien an den bisherigen Mieter, das Haus des Meeres, verkauft. Von Seiten des dafür zuständigen Stadtrats, Michael Ludwig, wurde damals mit der Entlastung der SteuerzahlerInnen argumentiert, die für zukünftige Kosten nicht mehr aufkommen müssten. Bedenken von Seiten des Koalitionspartners sowie des Bezirks wegen des historisch sensiblen Ortes wurde vertraglich begegnet. Die Stadt Wien verpflichtete sich, das Mahnmal gegen Faschismus und Krieg von Lawrence Weiner auf dem Flakturm zu erhalten. Der Park sollte auch weiter der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Und außerdem sicherte sich die Stadt Wien ein Rückkaufrecht. Erst dann gab es im Gemeinderat einstimmig grünes Licht für den Verkauf.

Nur rund zwei Jahre später beleuchtet die öffentlich geführte Debatte um die massiven Ausbaupläne des Haus des Meeres die Schattenseiten einer vermeintlichen Win-Win-Situation, indem die unauflösbaren Konfliktlinie zwischen Privatinteressen und öffentlichem Interesse aufgezeigt wird. Wenn der Stiftungsvorstand des Haus des Meeres, Franz Six, in Medienberichten mit der Aussage „Wir haben das Ganze unter die Devise gestellt: Erinnern im Innern. Nach außen hin wollten wir immer schon als Zoo in Erscheinung treten, und das war ein bisschen schwierig in Koexistenz mit dem Kunstwerk.“ zitiert wird, so zeigt das einmal mehr, wie schwer sich ein Eigentümer mit der Koexistenz mit anderen, u. a. mit einem Kunstwerk, auf seinem Eigentum tut. Laufende Regulierungen des öffentlichen Raums auf dem Areal des Esterházyparks, zähe Verhandlungen um die Weiternutzung der Kletteranlage durch den Alpenverein 2016 wie auch neuerdings die Werbe-Bemalung von Mauern des Parks zeigen klar auf, dass dem Ziel, „als Zoo in Erscheinung zu treten“, alles untergeordnet wird – und das trotz vertraglicher Vereinbarungen.

Doch, wo keinE KlägerIn, da keinE RichterIn. Weder Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, noch die Stadtrat Michael Ludwig unterstellte und zuständige MA 69 (Immobilienmanagement) betrachten sich als zuständig. Mit der politischen Entscheidung zum Verkauf städtischen Eigentums bleibt aber weiterhin die Verantwortung der Stadt Wien zur Einmahnung der Einhaltung von Verkaufsbedingungen gegenüber dem Haus des Meeres. Es geht jetzt darum – wie die Rektorin Eva Blimlinger in ihrem öffentlichen Brief aufzeigt – gegen die Zerstörung eines Kunstwerks massiv aufzutreten!

Link:
Offener Brief von Eva Blimlinger:
„Stopp der Kunstvernichtung“

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